Im 2012er Wahlkampf spielt TV plötzlich wieder die erste Geige

Er war so erfolgreich, dass zahlreiche NGOs und Interessensgruppen seine Methoden übernahmen, um ihre eigenen Kampagnen und Anliegen zu finanzieren. Nur vier Jahre später entwickelte das Team von Barack Obama Dean’s Strategie noch weiter und setzte neue Maßstäbe was die Mobilisierung von Freiwilligen und das Sammeln von Mikro-Spenden angeht. 2008 sammelte das Team des US-Präsidenten mehr als 500 Mio. US Dollar.

Seitdem ist die Entwicklung und Nutzung kampagnenfähiger Social Media-Tools mit schnellen Schritten von kommerziellen Social Media-Firmen, wie Blue State Digital oder Engage, vorangetrieben worden. Dies hat den Effekt, dass nun beide politischen Lager ihre Kampagnen mit großem Eifer und sehr professionell im Web 2.0 durchführen.

Zwar sind die Follower und Friends von Mitt Romney, dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten, nicht so zahlreich wie die des amtierenden Präsidenten, doch sind auch seine Zahlen beachtlich: fast 9 Millionen Friends auf Facebook und beinah 1.4 Millionen Follower auf Twitter zählen zu seinen Unterstützern. Dennoch: mit fast 21 Millionen Follwern auf Twitter und knapp 31 Millionen Friends auf Facebook hat der US-Präsident einen deutlichen Vorsprung auf seinen Kontrahenten.

Die große Frage an dieser Stelle ist und bleibt: Garantiert eine große Anzahl Freunde auf Facebook & Co den politischen Erfolg? Die Antwort ist hier wohl wirklich: Jein.

Die große Anzahl an Personen, die einem Kandidaten im Web 2.0 folgen, ist nur wirklich dann gewinnbringendes Kapital, wenn man es vermag diese Bürgerinnen und Bürger auch dazu zu bewegen, sich auch offline für den Kandidaten einzusetzen. Um dies zu bewerkstelligen, hat der Kampagnen-Stab des amtierenden Präsidenten Barack Obama das Social Media- Dashboard früherer Kampagnen weiterentwickelt.

Dieses räumt den Kampagnen-Leitern nicht nur ein Höchstmaß an Kontrolle über die Kampagne auf allen Ebenen ein, sondern bietet zudem auch wertvolle Einsichten in die Effizienz der getroffenen Maßnahmen on the ground. Weiterhin animiert es die registrierten Freiwilligen über einen spielerischen Ansatz sich mehr und mehr für die Kampagne einzusetzen; sei es das klassische Grassroots-Campaigning, also das Laufen von Tür zu Tür, oder das sammeln von Spenden über Offline- und Online-Tools. Ziel des Dashboards ist es, die Kampagne zu einem Selbstläufer werden zu lassen, den der Kampagnen-Stab regelmäßig mit wenigen Klicks online steuern kann.
Die Verknüpfung der Offline- und Online-Aspekte einer Kampagne ist am Ende entscheidend. Angesichts der Besonderheiten des US-Wahlsystems, siehe Wählerregistrierung und der enormen Gelder, die ein Präsidentschaftswahlkampf verbraucht, dürfen diese Aspekte nicht vernachlässigt werden. Mit dem Dashboard und der dazugehörenden Smartphone-App wird diesen Besonderheiten Rechnung getragen.

Gerade in Bezug auf die Benutzung von Smartphone-Apps, wird ein vermeintlicher Vorsprung der Obama-Kampagne deutlich. Die App von Mitt Romney animiert die User zwar auch, sich pro Romney zu positionieren und als Multiplikator zu dienen. Dazu erhalten die User die Möglichkeit Pro-Romney-Slogans auf Bildern ihrer Wahl zu platzieren und diese dann an Freunde und Bekannte zu schicken. Daraus können sich wiederum Spenden für den republikanischen Kandidaten generieren, diese sind jedoch ein Nebenprodukt, da die App nicht primär für das Einsammeln von Spenden konzipiert wurde.
Ganz im Gegensatz zu der Obama-App. Über sie erhalten die Freiwilligen relevante Informationen und können ihre Ergebnisse direkt an das Kampagnen-Hauptquartier schicken. So wird der gesamte Kampagnen-Prozess beschleunigt, transparenter und lässt sich entsprechend besser steuern.
Es bleibt also spannend, welcher Kandidat mit seinem Kampagnen-Konzept am Ende erfolgreich sein und den nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten stellen wird. Sicher ist hingegen nur eins: Die Entwicklung von Online-Kampagnen-Tools ist noch nicht an ihrem Zenit angelangt.