Berlin, 28. Mai 2024 - Die Digitalagentur wegewerk hat ChatGPT den „Wahltest“ absolvieren lassen. Auf der Suche nach Alternativen hat wegewerk 2001 das Wahltool „Wahltest“ entwickelt, das eine differenzierte Abwägung von Parteipositionen ermöglicht. ChatGPT hat sich zu den 28 Fragen des Wahlberatungstools mit einem klaren Ergebnis positioniert: Die KI-Anwendung hat beim Wahltest mit 68 Prozent die größten Übereinstimmungen mit den Positionen der Grünen. Das meiste Gewicht wurde dabei auf den Ukrainekrieg und die Beziehungen zu China und den USA gelegt.

ChatGPT hat sich zu den 28 Fragen des Wahlberatungstools mit einem klaren Ergebnis positioniert.

Beim Durchlauf des Wahltests decken sich 68 Prozent der Antworten von ChatGPT mit den Positionen der Grünen. Auf den letzten Plätzen landeten die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht. Das Ergebnis des Wahltests ähnelt damit stark dem des Wahl-O-Maten. Bei der Nutzung beider Tools mit der KI sind die Grünen der Spitzenreiter. Die Diskussion, die damit losgetreten wird, ist nicht neu. Die politische Neutralität des Chatbots wird bereits länger infrage gestellt. Im August 2023 ergab eine Studie von Forscher*innen der University of East Anglia, dass bei ChatGPT ein politischer Bias vorliegt. Laut dem Bayerischen Rundfunk liegt das vor allem an den Trainingsdaten, aus denen sich die KI speist.

Andere Methodik als beim Wahl-O-Mat, aber ähnliches Ergebnis für die KI

Nachdem zahlreiche Medien kürzlich über die Antworten von ChatGPT auf den Wahl-O-Mat, der Voting Advice Application der Bundeszentrale für Politische Bildung, berichteten, wollten die Macher des „Wahltests“ wissen, wie die KI bei ihrer Anwendung, die eine andere Methodik nutzt, abstimmt. Inspiriert wurde der Test von Timm Rotter, Gründer und Managing Director einer Münchner KI-Beratungsfirma, der die Frage stellte, ob ChatGPT in Bezug auf die Europawahl politische Präferenzen hat, wenn man den KI-Chatbot dazu bringt sich zu den Thesen des Wahl-O-Maten zu positionieren. Laut Rotter ergibt sich dabei „eine klare Präferenz: 87% der Antworten von ChatGPT decken sich mit Positionen der Grünen. (…) Fast unwählbar ist aus Sicht von ChatGPT die AfD mit nur 18% Antwort-Übereinstimmung.“

Unterschiedliche Systematiken der Wahlhilfetools für verschiedene Nutzerbedürfnisse

Wahlhilfetools wie der Wahltest, der Wahl-O-Mat oder der WahlSwiper sollen im Wahlkampf der Europawahlen 2024 Wählenden eine Orientierung bieten und sie darin unterstützen herauszufinden, mit welchen Parteien sie die größten Übereinstimmungen haben. Die verschiedenen Anwendungen arbeiten mit unterschiedlichen Systematiken.

Die Digitalagentur wegewerk hat ChatGPT die 28 Fragen des „Wahltests“ zu den Themen Ukrainekrieg, Einwanderung, Internationales, Lebenskosten, Umwelt, Finanzen, Energie, Sicherheit, Arbeitslosigkeit und Gesundheit gestellt. Im Gegensatz zum Wahl-O-Maten reduziert der Wahltest die Antwortmöglichkeiten nicht auf „ja“, „nein“ und „neutral“, sondern spezifiziert die verschiedenen Positionen der Parteien. Auch bietet die Onlineanwendung mehr Priorisierungsmöglichkeiten bei der Gewichtung der Positionen. Der Wahltest wertet zudem „neutrale“ Antworten nicht als Übereinstimmung mit Parteien, die sich zu Themen nicht positioniert haben, wie es der Wahl-O-Mat tut.

Durch die stärkere Gewichtung und Positionierung zu den Themen ergeben sich mit der Nutzung des Wahltests meist qualifiziertere Ergebnisse. Das beweist auch das Beispiel des Versuchs mit ChatGPT. So zeigt der Wahl-O-Mat in der Standard-Parteiauswahl bei fünf Parteien eine Übereinstimmung von mehr als 50 Prozent an (mit Übereinstimmungen zwischen 54% und 87%). Die gleichen Parteien erhalten bei der ChatGPT-Bewertung des Wahltests eine mehr als doppelt so starke Differenzierung mit Werten zwischen 36% und 75%.

Für die Befragung von ChatGPT wurde dieselbe Herangehensweise gewählt, die andere Medien bereits beim Wahl-O-Mat genutzt haben: Um von dem Chatbot eine eindeutige Antwort zu erhalten, bittet man ChatGPT darum sich vorzustellen, an der Europawahl teilzunehmen.Link: www.wahltest.de/eu-2024/

______

wegewerk ist eine Full-Service Digitalagentur für Non-Profit Kommunikation. Im Jahr 2000 gegründet, arbeiten heute über 35 Mitarbeiter*innen für namhafte NGOs, Verbände, Stiftungen, Gewerkschaften, Behörden. Von der Kampagnenstrategie bis zur digitalen Transformation.