Wahltest und WahlSwiper bieten alternative Tools, sich für die bevorstehende Wahl des Europaparlaments einen Überblick über die Positionen der verschiedenen Parteien zu verschaffen. Sie nutzen dafür andere Methoden, als der bekannte „Wahl-O-Mat“, der am 7. Mai von der Bundeszentrale für Politische Bildung freigeschaltet wird. Die Anbieter fordern diese und die Parlamentsparteien auf, sich dieser Vielfalt zu öffnen.

Ansicht der Ergebnisseiten verschiedener Voting Advice Applications: Woteswiper, Wahl-O-Mat, Wahltest

Verschiedene Voting Advice Applications bei der Europawahl 2024: Wahlswiper, Wahl-O-Mat, Wahltest. Ergebnisse sind rein zufällig.

Jede Wahlentscheidungshilfe geht mit einer eigenen Themenauswahl und Berechnungssystematik einher und vereinfacht damit die Debatte mehr oder weniger stark. Dadurch können Ergebnisse variieren ohne, dass es dabei um richtig oder falsch geht. In Deutschland weitreichend bekannt ist vor allem der Wahl-O-Mat, der als einziges Tool aus Bundesmitteln finanziert wird. Doch, kann eine einzelne Anwendung mit ihrer gewählten Methodik nicht allen Ansprüchen an die politische Bildung gerecht werden. Es gibt zahlreiche Alternativen.

Die kostenlose App WahlSwiper führt die Nutzer anschaulich durch politisch kontroverse Fragen. In der Auswertung sehen sie dann, welchen Parteien sie mit ihren Antworten am nächsten stehen. Mit dem WahlSwiper ist es möglich, die Übereinstimmung mit den zur Wahl stehenden Parteien und den eigenen Überzeugungen abzugleichen. Unter den 36 Fragen des WahlSwipers sind Fragen aus rund 20 Themenbereichen, wie etwa Öffentliche Finanzen, Demokratie, Umwelt, Migration und Arbeitsmarkt. Ziel des WahlSwiper ist es, die Wähler wissenschaftlich und zugleich spielerisch bei ihrer Wahlentscheidung zu unterstützen – und somit auch das politische Interesse und den politischen Diskurs zu stärken. Zu jeder Frage gibt es zudem Erklärvideos bzw. Erklärtexte zum politischen Hintergrund und dies in Deutsch und Englisch.

Der Wahltest ist bereits seit zwei Wochen online und vergleicht ausschließlich Aussagen, die auch so in den Wahlprogrammen stehen. Bei bestimmten Themen werden bewusst auch mal drei, vier oder fünf unterschiedliche Antwortmöglichkeiten angeboten. „Wir finden, dass sich das Mehrparteiensystem so manchmal besser abbilden lässt”, meint Juri Maier dessen Kommunikationsagentur wegewerk den Wahltest bereits 2001 für die Berliner Abgeordnetenhauswahl entwickelt hat. Der Wahltest ermöglicht weiterhin eine Korrektur der Gewichtung nach oben wie unten, so dass Nutzer*innen die Ergebnisse stärker an ihre eigenen Prioritäten anpassen können.

Eine weitere Alternative sind auch Wahlentscheidungshilfen, die statt auf die Wahlprogramme auf die vergangenen Entscheidungen von Parteien eingeht. Aktuell sind von diesem Typ noch keine deutschsprachigen Angebote für die Europawahl verfügbar, erwähnenswert ist allerdings das englischsprachige Projekt EuroMPmatch des European University Institute in Florenz. Hier können die Übereinstimmungen zudem wahlweise auf Fraktionen, (nationale) Parteien oder auch auf Abgeordnete heruntergebrochen werden.

Zur besseren Orientierung mehrere Wahlentscheidungshilfen nutzen

„Wer sich wirklich orientieren möchte, sollte unterschiedliche Wahlentscheidungshilfen in Betracht ziehen“, so Matthias Bannert Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen VoteSwiper e. V.. Dem WahlSwiper wurde die Arbeit in diesem Jahr stark erschwert. Nach erfolgreicher Zusammenarbeit mit den Parlamentsparteien in den letzten sieben Jahren, gab es dieses Jahr von Seiten der CDU, CSU, SPD, Grüne, FDP und Linke wenig Bereitschaft die vorgelegten Wahlprüfsteine für die Entwicklung des WahlSwipers zu beantworten. Als Grund nennen die Parteien: Es soll keine Konkurrenz zum „Wahl-O-Mat“ der Bundeszentrale für politische Bildung geben, einer Unterabteilung des Bundesinnenministeriums. Das sieht Prof. Dr. Uwe Wagschal, Politikprofessor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg kritisch. Er meint: „Gerade in Zeiten zunehmender politischer Radikalisierung wäre es wichtig gewesen, jede Chance für aufgeklärte und informierte Wahlen zu nutzen.“

Daher fordern die Anbieter die Parlamentsparteien und die Bundeszentrale für Politische Bildung dazu auf, sich Alternativen gegenüber zu öffnen und auch auf diese hinzuweisen. „So wie mehrere Parteien zur Auswahl stehen, sollten in einer Demokratie auch mehrere Wahlentscheidungshilfen zur Auswahl angeboten werden“, meint Juri Maier.

Kontakt:
 
WahlSwiper:
Matthias Bannert
presse@wahlswiper.de
+49-(0)30-403666943
www.voteswiper.org/de
 
Prof. Dr. Uwe Wagschal
uwe.wagschal@politik.uni-freiburg.de
+49-(0)761-203-9361

Wahltest:
Juri Maier
presse@wegewerk.com
+40-30-213087-0
www.wahltest.de/eu-2024/