Warum testen, wenn Profis am Werk sind? Diese Frage stellt sich der ein oder andere Auftraggeber, sobald es an die Projektplanung geht. Besonders bei kleinen Budgets fällt der Posten UX-Testing (UX = User Experience – Nutzererfahrung) schnell unter den Tisch. Dabei leistet das Testing einen zentralen Beitrag zum erfolgreichen Projekt: Funktioniert die neue Website oder App für die Zielgruppe – oder verfehlt sie trotz tollem Konzept und kreativen Höchstleistungen das Publikum? Schlimmstenfalls können unverständliche Strukturen oder nicht intuitive Bedienbarkeit User dauerhaft verprellen. Nur wer die zu Anfang gesteckten Ziele an echten Menschen überprüft, kann am Ende ein zufriedenstellendes Produkt abliefern.

So viel ist klar. Wenn es jedoch darum geht, auf welche Art und Weise, in welchem Umfang und zu welchem Zeitpunkt getestet wird, könnten viele Projekte deutlich effizienter sein. Einige goldene Regeln zur Erfolgskontrolle:

pinkfarbener mechanischer Wecker

Früh und oft

Die Test-User eine oder zwei Wochen vor dem Launch einzuladen, ist ein sicherer Weg ins Verderben. Wenn so spät noch größere Baustellen auftauchen, wird das Nachsteuern schwierig und teuer – und Deadlines möglicherweise unhaltbar. Wer früh projektbegleitend testet, kann besonders bei agilen Projekten viele Fallstricke von vornherein vermeiden. Kontinuierliche Verbesserungen sind viel einfacher umzusetzen als ein großer Brocken kurz vor Projektende. Wer schon in der Konzeptionsphase Rückmeldungen einholt, vermeidet grundlegende Fehlentscheidungen und spart damit später Zeit und Nerven.

fünf hochgradig niedliche Hundewelpen

Fünf User reichen

Vernünftiges UX-Testing ist oft nicht teuer. Die Erfahrung zeigt, dass auch bei kleinem Umfang die Kosten-Nutzen-Rechnung stimmt. Seit langem gilt der Grundsatz, dass für stabile Erkenntnisse zur Nutzerfreundlichkeit auch schon wenige Personen (4–5 User pro Durchgang) ausreichen. Im Vergleich finden 10–15 Menschen auch nicht mehr Mängel. Wenn eine Website besonders umfangreich ist oder verschiedene Nutzergruppen ansprechen soll, ist das kein zwingendes Argument für mehr Proband*innen. Stattdessen wird die Testuser-Gruppe in mehrere kleine Untersuchungsgruppen aufgeteilt. UX-Testing als festen Posten in die Projektfinanzierung aufzunehmen, zahlt sich so auch bei knappen Kalkulationen aus.

Nicht vergessen: auch das interne Potenzial nutzen! Mitarbeiter*innen, die nicht in das Projekt eingebunden sind, aber Themenexpertise besitzen, können zusätzlich zu externen Testpersonen schnell und unkompliziert mittesten. Insbesondere bei Projekten, die Fachleute oder Experten ansprechen sollen, ist dieses Vorgehen sinnvoll und spart Ressourcen.

Nachaufnahme von Schneiderpuppe mit umgehängtem Maßband

Kein "one size fits all"

Welche Methoden beim einzelnen Testprozess am sinnvollsten sind, hängt vom Projekt ab. Einfach strukturierte Websites mit nur einer Zielgruppe verlangen weniger intensive Prüfungen als komplexe Projekte mit vielen interaktiven Elementen und verschiedenen Usergruppen. Methoden, um die Usability zu testen, werden ständig erweitert und können vom informellen Interview bis zum elektronischen Eye-Tracking an die Zielstellung des Projekts angepasst werden. Die Page hält eine gute Übersicht über die gängigsten Methoden bereit. Beliebt sind Ansätze, die mit einem Methodenmix jeweils kleine Ausschnitte des Gesamtprodukts unter die Lupe nehmen. Das hat den Vorteil, dass direkt angepasst und erneut getestet werden kann – und die Testpersonen werden nicht überfordert.

Bei der Projektplanung gilt deshalb: Unbedingt ans Testen denken – und es gleichzeitig nicht übertreiben. Bereits ein geringer Testaufwand zu richtigen Zeitpunkt kann entscheidende Fehler verhindern und langfristig die Nerven und Geldbeutel aller Beteiligten schonen.


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