Pro Stunde gehen weltweit rund 1 Million Spam-Webseiten online. Ein Großteil davon sind sogenannte Contentfarmen. Das sind Seiten, deren Inhalt nur einen Zweck hat: Werbeeinnahmen zu generieren. Doch das Leben der Internet-Landwirte wird härter. Für die USA hat Google seine Suchabfrage jetzt so verändert, dass Spam-Inhalte als solche erkannt werden und auf den Ergebnislisten weiter unten erscheinen.

Wie bei analogen Bauernhöfen ist auch bei den Contentfarmen zweitrangig, was da auf der Weide steht. Hauptsache, es gibt Milch. Und davon geben die Spam-Webseiten viel.

Der US-amerikanische Marktführer Demand Media, der mit mehr als 8.000 Autoren monatlich 180.000 neue Artikel produziert, erwirtschaftete 2009 einen Jahresumsatz von über 200 Millionen Dollar. Mit der Vermittlung von Werbeanzeigen über Google-Ads verdient auch Google an den Contentfarmen. Dass der Konzern den digitalen Unrat nun trotzdem nicht mehr als wichtige Information ausgeben will, dürfte auf die wachsende Kritik der vergangenen Monate zurückgehen. Denn diese trifft Google zur Abwechslung nicht als dominanten Weltmarkführer oder Datenkrake, sondern in der Kernkompetenz, für Nutzer relevante Inhalte zu finden.

Anfang des Jahres hatte der Technologie-Unternehmer und Universitätsdozent Vivek Wadhwa auf seinem viel gelesenen Blog beklagt, das Internet verkomme „zu einer gigantischen Müllhalde". Statt Nutzern bei der Suche nach relevanten Informationen zu helfen, habe sich Google zu einem „tropischen Paradies für Spammer und Vermarkter“ entwickelt. Auch die Empfehlung Wadhwas für den Branchenwinzling Blekko dürfte die Obersten bei Google alarmiert haben. Der Suchdienst lässt Nutzer die Relevanz von Suchergebissen bewerten und lernt so, zwischen wertvollen Inhalten und Müll zu unterscheiden.

Google hingegen hütet seinen Suchalgorithmus wie ein Staatsgeheimnis. Das System, nach dem Inhalte im Internet indiziert und die Rangfolge der Ergebnisse bestimmt werden, wird ständig überarbeitet. Änderungen werden aber für gewöhnlich nicht öffentlich gemacht. Bei der jüngsten Umstellung machte das Unternehmen eine Ausnahme. Nach eigenen Angaben wirkt sie sich auf knapp 12 Prozent der Google-Suchanfragen aus. „Und wir wollten die Leute wissen lassen, was los ist", heißt es im unternehmenseigenen Blog.

In den USA werden nach der Überarbeitung des Google-Algorithmus bereits erste Klagen über Kollateralschäden laut. Offenbar sind neben Contentfarmen auch einige gänzlich spamunverdächtige Seiten schlechter zu finden als zuvor. Für Deutschland wird in den kommenden Wochen mit einem ähnlichen Update der Google-Suche gerechnet. Dirk Westphal, der Chefredakteur der größten deutschen Content-Farm suite101.de, gibt sich dennoch gelassen. Das „Autorennetzwerk“ schreibe „für Menschen und nicht für Suchmaschinen“.

Die Allmacht Googles bei der Bewertung digitaler Inhalte ist zwar durchaus kritikwürdig. Die Aufbereitung von Inhalten am Google-Algorithmus auszurichten, ist jedoch für alle unerlässlich, die eine Zielgruppe erreichen wollen. Link- und Contentfarmen sind nur zwei einer ganzen Reihe von Versuchen, die Relevanz von Inhalten künstlich aufzublähen. Sie sind teuer und bisher war es immer eine Frage der Zeit, bis die Google-Suche sie als solche erkennt. Langfristig erfolgreiche Suchmaschinenoptimierung kann daher nur heißen, die tatsächliche Relevanz der Inhalte für bestimmte Suchabfragen erkennbar zu machen. Programmiercode und Text müssen so gestaltet sein, dass bei der Google-Indizierung die richtigen Begriffe erfasst werden. Und wer wirklich interessante und wichtige Inhalte zu bieten hat, muss sich um Verlinkungen auf anderen Seiten zwar immer noch bemühen, aber nicht dafür bezahlen.